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Mittwoch, 29. August 2007
Ungarn
Von mona_19, 19:23

Lebensgefühl

Die Ungarn waren schon immer sehr stolz und ehrgeizig. Sie waren und sind immer noch mit ihrer Vergangenheit verbunden. Die folgende, oft ironisch verwendete Redewendung verraet viel über das Selbstbild der Ungarn: „Drei Auswege eines ungarischen Intellektuellen: Alkohol, Irrenhaus oder Selbstmord”. Die Pessimisten sehen die ungarische Geschichte als einen unheimlich lange andauernden Aussterbeprozess. Entweder es gibt sich ganz dem Westen hin oder es wird im slawischen Meer untergehen. Die Optimisten sind voll Zuversicht, denn die Ungarn sind als Nation trotz aller Niederlagen und Vernichtungszüge bis jetzt immer wieder auferstanden. Die Sprache hat sich trotz massiver Überfremdung und jahrhundertelanger Unterdrückung durchgesetzt. Die ungarische Nationalhymne bringt dieses Lebensgefühl wohl am besten zum Ausdruck:

Segne Gott den Ungar mit guter Laune, mit Reichtum, reiche ihm einen schützenden Arm, wenn er mit Feinden kaempft. Dem, den das Schicksal so lange rüttelt, bringe ein fröhliches Jahr, denn dieses Volk hat schon lange abgebüsst die Vergangenheit und die Zukunft…

Patriotismus

Die Orientierung am Westen spielt eine grosse Rolle. Die Polizeiautos heissen police statt rendőrség, es gibt menedcser, szendvics und szervisz, wie die Pilze schiessen Fast-Food-Restaurants aus dem Boden. Diese „Möchtegern-Westlichkeit” ist nicht fremd in der globalisierten Welt und alle Unternehmer versuchen so westlich (bzw. amerikanisch) zu werden, wie es nur eben möglich ist.

Nach Ende der nationalen Unterdrückung dürfen die Ungarn wieder über ihre Selbststaendigkeit nachdenken. Und weil sie nicht mehr unterdrückt werden, wollen sie nicht mehr so gern Ungarn sein. Ady, einer der bedeutendsten Dichter des 20. Jh. schrieb 1908: „Wir brauchen Mohács”, ein verbitterter Hinweis darauf, dass die Ungarn nur dann zusammenhalten und ihre Kraefte nur dann für ein gemeinsames Ziel vereinigen, wenn es ums nackte Überleben geht und schon alles verloren ist. Die Botschaft des Gedichts sagt als bittere Selbsironie aus, dass die Ungarn sich schon so ans Verlieren gewöhnt haben, dass sie mit der Freiheit nichts anfangen können. Es gab und gibt in Ungarn immer letztlich gescheiterte Helden, die sich einsam gegen Unterdrückung und Verrat wehrten – bis zum bitteren Ende. Dies half dem Volk, in schlechten Zeiten Halt und Kraft zu finden, um sich letztlich doch immer wieder in bessere Zeiten retten zu können. Die Ungarn waren fast immer – und bleiben es bis heute – rebellierende Untertanen.

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